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Filmfest Emden-Norderney 2015: «Im Chaos jugendlicher Gefühle»

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Preisträger von links: Ansgar Ahlers (BACH IN BRAZIL), Anna Maria Mühe (Schauspielpreis), Mark Monheim (ABOUT A GIRL) und Rolf Eckhard (Festivalleiter); Foto: Filmfestival Emden Norderney

Bei der Preisverleihung, v.l.n.r.: Ansgar Ahlers (BACH IN BRAZIL), Anna Maria Mühe (Schauspielpreis), Mark Monheim (ABOUT A GIRL) mit Festivalleiter Rolf Eckhard. © Filmfestival Emden-Norderney

Starke Jugenddramen und -komödien bestimmten in diesem Jahr das Bild des Filmfestival Emden-Norderney, das sich vor allem mit den Preisträgerfilmen auf das Gefühlskarussell Heranwachsender einließ.

Bei dem mit 10.000 Euro dotierten Bernhard-Wicki-Preis gab es in diesem Jahr mit den beiden deutschen Erstlingsfilmen BACH IN BRAZIL (Kinostart 15.10.) von Ansgar Ahlers und ABOUT A GIRL von Mark Monheim (Kinostart 23.7.) gleich zwei Gewinner, die sich zudem den mit 7.000 Euro dotierten NDR-Nachwuchspreis teilten, der ebenfalls per Publikumsabstimmung vergeben wird.
Ganz vorne mit im Rennen in der Publikumsgunst war auch der französische Spielfilm DIE SCHÜLER DER MADAME ANNE von Marie-C. Mention-Schaar, der mit dem DGB-Preis ausgezeichnet wurde. Das Dokudrama nach einem authentischen Fall erzählt von einer renitenten und destruktiven Pariser Oberschulenklasse, die dank ihrer Geschichtslehrerin, die nie aufgibt, zu einer Gemeinschaft zusammenwächst und gemeinsam ein Holocaust-Studienprojekt erarbeitet (Kinostart 5.11.).
Festivalleiter Rolf Eckard konnte mit den Filmen FREISTATT und ABOUT A GIRL gleich zwei Filme im Wettbewerb präsentieren, die in den Vorjahren bereits beim Emder Festival mit dem Drehbuchpreis ausgezeichnet wurden. Der gemeinsam mit dem Grimme-Institut vergebene Drehbuchpreis gehört zu den renommiertesten Preisen dieser Gattung im Land und hat sich vor allem als eine Anschubhilfe bewährt. Die jeweils drei ausgewählten Filme für die Endausscheidung wurden alle verfilmt. Gleichzeit strickt sich das Festival mit diesem Wettbewerb ein Netzwerk an Talenten, deren fertige Filme am Wettbewerb zum Bernhard-Wicki-Preis teilnehmen können.

Bildgestalterin Judith Kaufmann, BVK, die den Film FREISTATT (Regie: Marc Brummund) in flirrende, kontrastreiche Bilder taucht, erhielt den neu geschaffenen Preis: «Creative Energy Award», der mit 5.000 Euro dotiert ist und von einer Fachjury vergeben wird. «Judith Kaufmanns Bilder erzeugen eine sinnhafte Tiefe, die das Erzählte transzendiert, und sie erzeugen eine sinnliche Sogkraft», heißt es in der Begründung zur Preisvergabe. Das Drama öffnet ein dunkles Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte und behandelt die mit brachialer Gewalt und militärischem Drill vollzogenen Erziehungsmethoden in einem kirchlichen Fürsorgeheim für Jugendliche.

Foto: Jörg Widmer; Edgar Selge als deutscher Bachmusiker in einer Barockstadt in Brasilien – BACH IN BRAZIL

Edgar Selge als deutscher Bachmusiker in einer Barockstadt in Brasilien – BACH IN BRAZIL © Jörg Widmer

Zu den beiden Hauptgewinnern des Abends nur so viel: BACH IN BRAZIL vermischt melodramatische Elemente mit Komödie. Im Mittelpunkt steht ein etwas schrullig-weltfremder, dafür um so leidenschaftlichere Musiker (Edgar Selge in einer bestechenden Performance), der am liebsten Bachpartituren auf dem Horn bläst. Ausgerechnet bei einer Reise nach Brasilien entdeckt er seine pädagogische Ader. Es gelingt ihm junge Straßenkinder im Jugendarrest für die Bachmusik zu begeistern. Gemeinsam mit seinem jugendlichen Orchester wird er bei den Bachfestspielen im deutschen Bückeburg den größten Triumph seines Lebens feiern. Der aus Papenburg an der Ems stammende Regisseur Ansgar Ahlers hat insgesamt acht Jahre an der Realisierung seines ersten langen Spielfilms gearbeitet und ihm ist ein echtes Feel Good Movie gelungen, das auch das Emder Festivalpublikum mit auf diese Reise genommen hat.

 

Foto: Daniel Schönauer; Es hat gefunkt: Jasna Fritzi Bauer und Sandro Lohmann in dem Erstlingsfilm ABOUT A GIRL von Mark Monheim.

Es hat gefunkt: Jasna Fritzi Bauer und Sandro Lohmann in dem Erstlingsfilm ABOUT A GIRL von Mark Monheim. © Daniel Schönauer

Shootingstar Jasna Fritzi Bauer brilliert als pubertierendes Mädchen in dem Debütfilm ABOUT A GIRL. Sie hört am liebsten Musik von den berühmten Musikerlegenden, die bereits tot sind. Und weil das Leben mit »Fünfzehnunddreiviertel« recht kompliziert sein kann, beschließt sie aus einer Laune heraus, den Föhn mit in die Badewanne zu nehmen. Nur der Anruf ihrer Freundin auf dem Handy verhindert das Schlimmste. ABOUT A GIRL ist eine gelungene Coming of Age-Komödie über das Gefühlschaos eines Teenies, das in der Therapie dann die erste Liebe erfährt. Der Film (Kinostart am 23.7.) überzeugt durch seine temporeiche, witzige Erzählweise mit flotten, zuweilen auch schwarzhumorigen Dialogen.

 

Die Preise

Bernhard-Wicki-Preis (10.000 Euro)
ABOUT A GIRL (Deutschland 2015, Regie: Mark Monheim, Bild: Daniel Schönauer, Schnitt: Melanie Landa; Stine Sonne Munch, BFS)
BACH IN BRAZIL (Deutschland/Brasilien 2015, Regie: Ansgar Ahlers; Bild: Jörg Widmer, BVK)

DGB-Filmpreis (7.000 Euro)
LES HÉRITIERS (DIE SCHÜLER DER MADAME ANNE, Frankreich 2015, Regie: Marie-Castille Mention-Schaar; Bild: Myriam Vinocour; Schnitt: Benoît Quinon)

NDR-Filmpreis für den Nachwuchs (5.000 Euro)
ABOUT A GIRL und BACH IN BRAZIL

Creative Energy Award (5.000 Euro)
FREISTATT von Marc Brummund (Bild: Judith Kaufmann, BVK; Schnitt: Hans Funck, BFS)

Emder Schauspielpreis
Anna Maria Mühe

Emder Drehbuchpreis 2015 (Jurypreis/10.000 Euro)
David Nawrath und Paul Salisbury, ATLAS
Nominierungen  (je 1.000 Euro)
Stefanie Sycholt mit DIE EINSAMKEIT DES DONNERS
Karsten Dahlem und Stephan Lacant mit GOTT IST GROSS

Sonderpreis: Ein Schreibtisch am Meer
Ansgar Ahlers für BACH IN BRAZIL

Weitere Festivalinfos hier


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